Die Firma Neuralink behauptet in einem Video, der Makake Pager steuere das Videospiel Pong allein durch Gedankenkraft. Jens Wiesner wittert eine Verschwörung.
„Pager, Kumpel, komm mal ins Labor rüber, ich brauch dich kurz!“ Elon Musks Stimme hallte durch die sieben aneinander angrenzenden Wohnzimmer, bis sie in das Ohr des neunjährigen Makaken drang.
„Nicht schon wieder“, dachte der Affe und legte Thomas Manns „Buddenbrooks“ zur Seite. Ausgerechnet jetzt, als es endlich spannend wurde. Aber es half ja nichts. Ohne seine Komplizenschaft würde der große Plan seines „Gastgebers“ in Luft verpuffen.
„Kumpel, naja“, grummelte Pager. Nur weil das „Tech-Genie“ Musk bei einer seiner Dschungeltouren zufällig hinter sein Geheimnis gekommen war, nämlich dass Altweltaffen durchaus zu höheren kognitiven Fähigkeiten wie abstraktem Denken fähig waren und längst auch die menschliche Sprache erlernt hatten, es nur vorzogen, aus Sicherheitsbedenken die Vertreter des Homo Sapiens darüber im Dunkeln zu lassen, saß er nun hier.
Musk hatte Pager nämlich dabei entdeckt, wie er mitten im Dschungel auf einem mit einer Autobatterie betriebenen Fernsehgerät eine Folge seiner Lieblingsserie „Bridgerton“ geschaut und diese laut – in Menschensprache – kommentiert hatte. Danach war jedes Abstreiten müßig gewesen. Der Mann hatte dem Primaten gedroht, sein Geheimnis ans Licht zu bringen, wenn er nicht… ja, wenn er ihm nicht dabei helfen würde, sein aktuell ganz schön in die Bredouille geratenes Unternehmen Neuralink vor der Pleite zu retten.
Musk war mit seinen Forschungen zur Entwicklung eines Gerätes zur Kommunikation zwischen dem menschlichen Gehirn und Computern (ein sogenanntes Brain-Computer-Interface) nämlich in eine Sackgasse geraten, die er nicht zugeben konnte, da sonst seine Geldgeber abspringen würden und dies mit 67,8 prozentiger Wahrscheinlichkeit sein gesamtes Tech-Imperium wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen würde.
„Da bist du ja endlich, Pager! Komm, wir müssen schnell ein neues Youtube-Video drehen! Mein Börsenkurs sinkt schon wieder!“ Musk schien ganz aufgeregt und seine Stimme überschlug sich förmlich, aber das war ja nichts neues. Er zeigte auf einen schwarzen Bildschirm, auf dem ein weißer Ball zwischen zwei geraden weißen Linien hin- und herflog.
„Pong? Ich soll Pong spielen? Wirklich?“, Pager seufzte. „Ich bin neun Jahre alt nicht 70! Lass mich wenigstens ‚The Last os Us‘ spielen. Oder ‚Minecraft‘.“
„Nein, nein, nein, darum geht es doch nicht“, babbelte Musk ungeduldig und Schweiß tropfte von seiner glänzenden Stirn. Du sollst die Schläger nicht mit der Hand steuern, sondern mit…“ – er mache eine sehr theatralische Geste mit seinen Händen – „mit deinem Geist!“
„Ich soll also so tun, als würde ich die Bewegungen machen, die ich auf dem Bildschirm sehe und die du vorher einprogrammiert hast?“ „Äh, ja“, erwiderte Musk, nun etwas kleinlauter. Pager seufzte: Die alte Schachcomputernummer mal wieder. Aber okay, wenn der Herr und Meister unbedingt will… Schulterzuckend ergab sich der Makake seinem Schicksal und dachte an Thomas Mann.
NEWSTALES – das sind fiktive Kurzerzählungen zu echten News. Garantiert erstunken und erlogen. Heute: Was wirklich hinter Elon Musks Neuralink steckt.